Erfahrungen

Weil sie ihre Kinder mit dem Rad zur Schule begleitete, hat die Illustratorin und Gemeindepolitikerin Sandra Tagliabue den Velobus in ihrem Dorf organisiert.

Fünf Familien mit einem Dutzend Kinder zwischen vier und elf Jahren betreiben die Velobus-Linie, die jeden Nachmittag verkehrt, ausser wenn Schnee liegt. Unterwegs werden zwei Haltestellen bedient. Der VCS hat sich mit Dominique Gros unterhalten, eine der Begleitpersonen der ländlichen Linie und Mutter dreier Kinder im Alter von vier, sechs und acht Jahren.

Wie kam es zur Gründung der Velobus-Linie?
Julien ist als Vierjähriger Ihr Kleinster, wie kommt er mit zur Schule, im Anhänger?
Wie ist der Velobus organisiert?
Wie begleiten Sie den Velobus?
Gibt es denn auf der Strecke keine gefährlichen Stellen?
Haben Sie die Bewohner und die Verkehrsteilnehmer über die Existenz der Velobus-Linie informiert?
Tragen alle Mitfahrenden Leuchtweste und Helm?
Was würden Sie Eltern empfehlen, die gerne eine Velobus-Linie einrichten würden?
Welche Vorteile hat der Velobus für Sie?
Und im Winter?
Wie kam es zur Gründung der Velobus-Linie?

Vor drei Jahren wollten wir am internationalen Tag zu Fuss zur Schule teilnehmen, merkten dann aber, dass der Weg für einen Pedibus viel zu lang ist. Wir sagten uns, wir könnten es doch mit den Fahrrädern versuchen.

Die Gemeindeverwaltung hat sich um eine Elternversammlung, das Festlegen der Wegstrecke und den Einsatzplan der Begleitpersonen, je nach ihren Verfügbarkeiten, gekümmert. Inzwischen treffen wir uns zu einer Tasse Kaffee und erledigen das selbst, aber die Unterstützung von offizieller Seite hat uns den Einstieg erleichtert.


Julien ist als Vierjähriger Ihr Kleinster, wie kommt er mit zur Schule, im Anhänger?

Am Anfang war er mit seinem Laufrad dabei und kam genauso schnell voran wie wir, aber schon bald fuhr auch er Velo.

Der Anhänger ist allerdings schon praktisch. Meine Tochter hatte sich den Arm gebrochen und konnte nicht mehr selbst fahren; im Anhänger mitfahren war hingegen kein Problem.

Wie ist der Velobus organisiert?

Alle Tage sind anders, je nach Programm der Beteiligten.
Wenn alle dabei sind, kommen wir auf zwölf Kinder, aber manchmal sind es auch nur vier.

Wie begleiten Sie den Velobus?

Am Anfang fuhr eine der Begleitpersonen voraus, die andere am Schluss. Inzwischen kennen die Kinder die Strecke, also lassen wir sie vorausfahren und schliessen die Kolonne zu zweit ab. Manchmal fährt auch eine Begleitperson in der Mitte und eine am Schluss.

Natürlich sind die Kinder älter geworden und nicht mehr ganz so diszipliniert wie am Anfang. Sie wollen einander überholen und zuvorderst sein. Weil wir auf einer Landstrasse unterwegs sind, ist das kein Problem, aber man muss schon immer aufpassen.

Glücklicherweise ist die Sichtbarkeit auf dem sehr schmalen Weg den Rebbergen entlang sehr gut. Die Kinder wissen, dass sie zur Seite gehen oder sogar anhalten müssen, wenn ein Fahrzeug auftaucht. Die Lenkerinnen und Lenker verhalten sich ihrerseits respektvoll und fahren wegen der engen Verhältnisse im Schritttempo. Wenn die Schulkinder unterwegs sind, machen die Leute aus der Gegend meist einen Bogen um die Velobus-Strecke.

Gibt es denn auf der Strecke keine gefährlichen Stellen?

Doch, wir müssen die Route de Jussy überqueren, die sehr gefährlich ist, weil die Autos in hoher Geschwindigkeit vorbeifahren. Wir haben entschieden, die Velos da abzustellen.

Die Gemeinde hat uns geholfen, ein gemeinsames Sicherheitsschloss für alle zu beschaffen. Wir lassen die abgeschlossenen Fahrräder da stehen und überqueren gemeinsam die Strasse. Von da aus ist das Schulhaus nicht mehr weit weg.

Haben Sie die Bewohner und die Verkehrsteilnehmer über die Existenz der Velobus-Linie informiert?

Nein, ein Vorteil des Velobus ist, dass die Gruppe nicht zu übersehen ist, alle haben Respekt vor der geballten Masse Radlerinnen und Radler …

Tragen alle Mitfahrenden Leuchtweste und Helm?

Anfangs trugen wir alle die von Weitem gut sichtbare Leuchtweste. Nach einer gewissen Zeit haben die Jüngsten noch Freude daran, auch wenn die Weste für sie meist zu weit geschnitten ist, den Grossen hingegen passt es nicht, in dieser Verkleidung in der Schule aufzutauchen.

Damit kann man sich arrangieren, man näht Rückstrahler auf oder steigt auf Leuchtgürtel um und zieht den Kindern bunte Kleider an; das ist besonders bei nebligem Wetter im Winter wichtig. Über den Helm hingegen diskutieren wir gar nicht, den tragen alle ohne Ausnahme.

Was würden Sie Eltern empfehlen, die gerne eine Velobus-Linie einrichten würden?

Streckenführung genau überlegen und sie dann mehrmals mit allen Eltern und allen Kindern abfahren.

Den Kindern einschärfen, wo sie unbedingt anhalten müssen, und unter den Eltern und Begleitpersonen genau absprechen, welche Sicherheitsvorschriften gelten, so dass alle diesen Aspekt gleich handhaben und die Kinder beim Aufpassen, Anhalten usw. Automatismen entwickeln.

Das Gute daran ist, dass sie auch gleich darauf vorbereitet sind, später alleine zur Schule zu fahren.

Welche Vorteile hat der Velobus für Sie?

Ich begleite meine Kinder nur gerade einmal pro Woche. Weil mich auch noch andere Kinder erwarten, bin ich sogar bei schlechtem Wetter motiviert. Und die Kinder machen sich mit den Strassenverkehrsregeln vertraut.

Und im Winter?

Wir organisieren ganz einfach einen Auto-Bus, sind also mit weniger Fahrzeugen unterwegs.

Einmal, als Schnee gefallen war, konnten wir mit Schlitten zur Schule gehen, die Kinder waren natürlich begeistert!

 


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